
Jetzt ist sie weg – weg! Und ich bin wieder allein, allein …
David Finchers neuester Streich, Gone Girl, ist mal wieder super-clever geraten: Kommt daher wie ein Krimi, dann wie ein Thriller, ist aber nichts als ein hochaufgeladenes Drama über die Ehe – und zugleich eine Abrechnung mit ihr. Paare sollten ihn sich nicht in einer Reihe mit Zeiten des Aufruhrs ansehen.
Kaum war der Film aus und das Kinopublikum strömte während des Abspanns auf den Ausgang zu, da war schon der erste Zank zu hören: „Ich habe ja gar nicht gesagt, dass der Film schlecht war!“, blafft eine junge Frau ihren männlichen Begleiter an. Ich habe nicht mehr gehört, wie das Gespräch weiterging, aber die Stimmung war ziemlich aufgeheizt. Ich dachte an irgendeinen Fall gestörter Kommunikation, ein banales Missverständnis, das vielleicht zu einem Streit, vielleicht zu einem versauten Abend führen würde. Und so unnötig es erschien, so verständlich war es auch. Denn dieser Film, Gone Girl, wühlt auf, hinterlässt Spuren, wenn nicht gar Narben. Paare sind besonders gefährdet.
Denn er hat eine Wirkung wie sie zuvor nur Filme wie Zeiten des Aufruhrs oder Bücher wie Goethes Wahlverwandtschaften hatten. Gone Girl konstruiert vielleicht einen Extremfall, aber erschüttert zugleich auch das Konzept der Ehe so sehr, dass man seine Zweifel daran bekommen könnte, ob Männer und Frauen (oder die gleichgeschlechtlichen Äquivalente) überhaupt zusammenpassen – oder ob sie sich nur zusammenraufen. Ehe ist hier Arbeit, harte Arbeit, so hart, dass man sich fragen kann, ob sie die Mühe wert ist usw.
Über den Plot sollte man so wenig wissen, wie es nur geht, da er voller Überraschungen ist. Nur so viel: Ben Afflecks Frau verschwindet. Und dann geht’s um die alte Frage: Issers oder issers nicht? Alles weitere wäre zu viel gesagt. Im Laufe des Films wird der Krimi zum Thriller und dann zum Drama. Damit ändert sich auch die Frage: Soll er oder soll er nicht? Und diese Frage bleibt am Zuschauer haften. Der größte Grusel besteht darin, zu wissen, was manche Männer und Frauen zusammenhält.
David Fincher macht daraus einen ziemlich nüchternen, unaufgeregten Film in den typisch dunklen Bildern, aber ohne größere Mätzchen wie spektakuläre Kamerafahrten oder Schnitte. Er verlässt sich einfach nur auf das kluge, feinsinnige Drehbuch von Gillian Flynn (die auch die Buchvorlage schrieb). Ein besonderes Mittel ist die verstörende Musik von Trent Reznor und Atticus Ross; sie lässt über allem das Unheil schweben. Den übrigen Reiz des Films macht die Boy-meets-Girl-Story aus. Oder vielmehr die Abrechnung mit ihr. Dieser Fincher wird uns noch eine Weile beschäftigen …