Odyssee durchs Wurmloch

interstellar

Man nehme Kubricks 2001, füge die Essenz von Zemeckis‘ Contact hinzu und garniere das Ganze mit Boyles Sunshine – dann hat man Nolans Interstellar. Ein Drei-Stunden-Schinken über eine Odyssee von Weltraumfahrern, die eine neue Heimat für die Menschheit suchen, weil die Erde eingeht. Man könnte auch sagen, es gehe um einen alleinerziehenden Vater, der für die Sicherheit seiner Kinder sorgt. Oder: Eine Pionierfahrt zum Zwecke der Landnahme angesichts der drohenden Apokalypse. Und wie so oft verlangt Nolan seinen Zuschauern überdurchnschnittlich viel Geisteskraft ab. Dieses Mal sollte man einmal Einstein oder Hawking für Dummies querlesen, damit man das mit der Relativität und Wurmlöchern auf die Reihe kriegt, um da durchzusteigen. Aber das ist nur der pseudowissenschaftliche Anspruch. Ähnlich wie bei Batman Begins versucht Nolan zwar, das Fantastische möglichst glaubwürdig zu machen. Aber hier sind die Erklärungen so abgehoben, dass der Normalzuschauer ohnehin nicht folgen kann – und auch nicht muss. Denn zum Schluss machen es sich die Brüder Nolan allzu einfach mit der Lösung des Rätsels und bemühen (ACHTUNG SPOILER!!!) die gute alte Zeitschleife (und damit eine Paradoxie), um ihrer Story einen halbwegs interessanten Twist zu verleihen.

Anders als bei Kubricks, der bei 2001 ein suggestives Finale im psychedelischem Rausch inszeniert hat, wirkt Nolans letzter Akt allzu verkopft und man glaubt sich wieder in labyrinthischen Sphären im Stil von Inception zu verlieren. Als Gegengewicht wird versucht, das Ganze mit Pathos und Allgemeinplätzen über die Kraft der Liebe auszugleichen. Trotz der bemüht menschlichen Note bleibt der Film karg wie das All, die planetaren Wüsten und die zugestaubten Maisfelder auf der Erde. Hans Zimmer kleistert die Klangkulisse mit sakral anmutendem Orgelgedröhne zu. Immerhin gibt es ein paar Schauwerte, wie den Trip durchs Wurmloch. Ansonsten ist man froh, wenn der Kinobetreiber in der Mitte eine 15-minütige Pinkelpause einschiebt. Das ist ein Film, den man nicht zwei Mal schauen muss.

Die besten Nolan-Filme bis jetzt:

  1. Prestige (superschlau)
  2. Memento (ziemlich schlau)
  3. Batman Begins (ganz schön raffiniert)
  4. The Dark Knight (immer zwei Schritte voraus)
  5. Insomnia (wenigstens zur Hälfte gerissen)
  6. Following (gar nicht mal dumm)
  7. Interstellar (Möchtegern-Hawking mit Einstein-Anspruch)
  8. The Dark Knight Rises (tut anspruchsvoll, ist aber schlecht durchdacht)
  9. Inception (unnötig verschachtelt, aber nicht mal halb so schlau wie er tut)

2 Kommentare

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