Der Anti-Bond

Parker: Teil 1 und 2 (Bild: Eichborn)

Parker: Teil 1 und 2 (Bild: Eichborn)

Parker ist so etwas wie der James Bond unter den Dieben. Ein hartgesottener Typ mit kantigem Gesicht, der jede brenzlige Situation souverän meistert, weil er seinen Gegnern immer ein bis drei Schritte voraus ist und keine Skrupel hat. Er redet nicht viel und wenn, dann gibt er nur lakonische Sätze von sich. Und er vögelt natürlich ständig irgendwelche Klassefrauen. Hin und wieder mal ein Ding drehen, immer auf Nummer sicher, dann einen wegstecken – so läuft das im Leben von Parker.

Die Figur stammt von Donald E. Westlake. 24 Parker-Romane hat er unter dem Pseudonym Richard Stark geschrieben, die meisten in den 60ern und 70ern, der letzte von 2008, dem Todesjahr des Autors. Der erste Teil – The Hunter – wurde bereits zweimal verfilmt: 1967 als Point Blank, ein Klassiker des Neo-Noir, und 1999 als Payback mit einem schießwütigen Mel Gibson. Zehn Jahre später hat Darwyn Cooke einen Comic daraus gemacht. Und zwar so gut, das er sogar Westlakes Segen bekommen hat, den Namen Parker zu benutzen (eine Ehre, die bisher niemandem zuteil wurde).

In diesem Jahr ist der zweite Parker-Comic in Deutschland erschienen: Das Syndikat (The Outfit) setzt die im ersten Band begonnene Geschichte fort: Parker hat sich mit einer kriminellen Organisation angelegt und wird nun gejagt. Deshalb sieht er auch zu Beginn ander aus: er hat sich das Gesicht umoperieren lassen. Gleich die erste Seite steigt mit dem Attentat ein: „Als die Frau schrie, wachte Parker auf und rollte sich vom Bett.“ In einem Hotelzimmer sieht man Federn aus einem Kissen herausschießen. Doch der Held weiß sich zu helfen. Später gibt’s Rache: Er hetzt ein paar Kollegen auf das Syndikat, um es auszurauben. Am Ende geht Parker gegen den Boss persönlich vor. Es geht um alte Schulden – aber auch um einen Gefallen. Das ist spannend, actionreich und natürlich ziemlich cool mitanzusehen, wie der Held alle fertigmacht und dabei markige Sprüche lässt.

Darwyn Cookes Karriere begann zunächst in der Animation. Für Warner war er Storyboard-Artist unter anderem für Batman: The Animated Series der 90er Jahre. Und in diesem Stil sind auch seine Comics gehalten. Sie haben diesen cartoonhaften Animated-Einschlag, allerdings mit einem Hauch mehr an Realismus. Cookes versteht es, seinen Figuren mit wenigen Strichen Leben zu verleihen. Für Parker ist alles in einem schattenlastigen Noir-Stil gehalten, die einzige andere Farbe, die er seinen Panels gönnt, ist ein dunkelgraues Blau. Ausdrucksstark und dynamisch wirken die Bilder, so als sähe man einen gut gemachten Zeichentrickfilm ablaufen. Aber auch nur fast, denn Cooke weiß, die Vorzüge des Mediums zu nutzen – und zu brechen. So gibt es erstmals einen Prosa-Teil, in dem er Richard Stark einen Überfall erzählen lässt, während Cooke nur Illustrator spielt. In anderen Sequenzen wechselt er den Stil, die Zeichnungen wirken wie Cartoons der 60er, zwischendrin sind Grafiken eingebaut, um zu veranschaulichen, wie die einzelnen Betriebe des Syndikats funktionieren.

Das ist abwechslungsreich, überraschend und einfach nur Unterhaltung vom Feinsten. Darwyn Cooke schafft es mit seiner Bildsprache, Richard Starks Thriller zu veredeln. Zwei weitere Bände sind bereits fertig. Wir freuen uns drauf.

>> Darwyn Cooke: Parker, Eichborn 2013. (Original: The Hunter, 2009)

>> Darwyn Cooke: Parker – Das Syndikat, Eichborn 2014. (Original: The Outfit, 2010)

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