Frankfurter Fragmente #7: Kinokarte

Foto: Lukas Gedziorowski

Foto: Lukas Gedziorowski

Die kindliche Begeisterung mag lange vorbei sein, aber jetzt ist das Kino völlig entzaubert. Neulich wollte ich eine Kinokarte kaufen. Doch obwohl ich 10,30 Euro auf den Tisch legte – an einem Dienstag wohlgemerkt -, habe ich keine bekommen, sondern bloß eine Quittung. Es war nicht einmal das Logo des Kinos darauf. Bloß ein bisschen pixelige Computerschrift auf Thermopapier und aus der Mitte starrte mich ein QR-Code aus quadratischen Augen an und sagte stumm: Scan mich! Obwohl der Zettel größer ist als eine normale, schlanke Kinokarte, sieht er nach so viel wengiger aus. Eigentlich nach nichts. Und bei der Hitze, die herrschte, hatte ich auch Angst, dass der Aufdruck den Weg zum Scanner am Einlass nicht übersteht. Nicht, dass ich Kinokarten sammeln würde, aber mit diesem Wisch ist die letzte Aura des Lichtspielhauses verflogen. Ich erinnere mich noch an den Film Last Action Hero, darin bekam der Protagonist eine goldene Kinokarte, um ins Filmgeschehen eintauchen zu können. Eine schöne Vorstellung. Jetzt ist die Freude beim Kartenkauf etwa so überschwänglich wie Pfandflaschen im Supermarkt abzugeben. Der Zettel, den man bekommt, sieht jedenfalls ganz ähnlich aus.

Und dann der Film: die Minions. Bevor es losging, kam wie immer Werbung. Nur, dass sie dieses Mal viel vom Film vorwegnahm: Minions-Kekse, Minions-Getränke und die Kinobesucher trugen Minions-Popcorn durch die Gegend. Im Supermarkt habe ich sogar Minions-TicTacs gesehen. Eigentlich müsste es doch auch Minions-Kondome geben – Geschmacksrichtung Banana, versteht sich.

Der Film selbst war nichts als eine mal lustige, aber meist alberne Aneinanderreihung von Quatsch. Die Beilage als Hauptgericht serviert, hat das mein Kollege beim Journal Frankfurt in seiner Rezension genannt. Das trifft es perfekt. Ein Teller voller Pommes ist auf Dauer etwas ermüdend. Ach ja, man müsste noch mal Kind sein, dann hätte man mehr Spaß an so einem unschuldigen Unsinn. Aber vielleicht kommt etwas von diesem Gefühl im Dezember mit Star Wars wieder. Vielleicht ist dann die Karten-Quittung schnell vergessen, wenn erst mal das Logo über die Leinwand fliegt und Fanfaren dazu ertönen und man vor Ehrfurcht erstarrt oder zittert oder gleich ins Koma der Glückseligkeit fällt. Wie sagt es Prinzessin Leia doch so schön? „Helft mir, Obi-Wan Kenobi, Ihr seid meine letzte Hoffnung!“

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