Jeder Tag voller guter Taten

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Huck ist ein hünenhafter Jedermann im ländlichen Amerika: er arbeitet bei einer Tankstelle, er ist etwas langsam. Aber er hat ein besonderes Talent: er kann Dinge finden. Und Probleme lösen. Dabei ist er sehr schnell. Er rennt wie der Wind, er springt auf die Dächer fahrender Autos und Züge und erledigt zuverlässig, was er sich vornimmt. Jeder Tag voller guter Taten. Egal, ob er einen Hund oder Entführungsopfer in Nigeria aufspüren soll, den Rasen der Nachbarn mäht oder eine Goldkette aus dem Meer fischt – Huck nutzt sein Talent, um sich nützlich zu machen. Ohne Gegenleistung, in größter Bescheidenheit.

Mark Millar erzählt in Huck eine für seine Begriffe ungewöhnliche Geschichte: es zwar geht wieder um Superhelden, aber die Story kommt ohne die übliche drastische Gewalt aus (wie etwa bei Kick-Ass oder Wanted). Vielmehr führt Millar den Superheldentopos zu seinem Ursprung zurück: Gutes tun. In aller Schlichtheit. Keine Kostüme, kein Schnickschnack. Jeder kann ein Held sein. Dafür braucht es keine Superkräfte, sondern nur eine gute Gesinnung.

Nicht von ungefähr wirkt Huck wie ein blonder Clark Kent, der in Smallville seine Kräfte erprobt, bevor er nach Metropolis geht. Die Stimmung erinnert, auch wegen der warmen, leuchtenden Farben, an die Idylle Superman For All Seasons (Superman für alle Zeiten, 1998) von Jeph Loeb und Tim Sale. Viele Sequenzen kommen ohne Text aus und lassen viel Raum für Figuren und Atmosphäre. Zeichner Rafael Albuquerque verleiht den Figuren eine einzigartige Dynamik und Lebendigkeit. Alles wirkt wie ein harmonisches Ganzes.

Da gerät die Story zur Nebensache. Huck findet heraus, dass er einen Bruder und eine Mutter hat, es läuft auf das Klischee böser Sovjet-Wissenschaftler hinaus, die Super-Soldaten heranzüchten wollen. Der dramatische Höhepunkt vergeht so schnell wie er gekommen ist, das Finale verläuft allzu einfach. Aber wie gesagt: es geht ums Wesentliche. Daher ist ein raffinierter Plot auch nicht nötig. Hier ein paar überraschende Wendungen, aber sonst nichts als tiefe Menschlichkeit, Wärme und Schönheit – ohne langweilig zu sein.

Bei all der Gewalt und Düsternis in Comics ist das eine willkommene Abwechslung. Wenn man sich ansieht, dass DC gerade mit Rebirth eine Kehrtwende zu einem positiveren Superheldenbild vollzieht, könnte Huck ein weiterer Vorbote für ein neues Bedürfnis nach Optimismus in unruhigen Zeiten sein.

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