Wer nach den Sternen greift, übersieht leicht die Erde, auf der er steht. Diese Lektion lernt der Wissenschaftler Jim Robinson auf schmerzlichste Art. In den 40ern wird seine Forschung von der US-Regierung gefördert, um eine Waffe gegen die Nazis zu erschaffen, er entwickelt einen Energiestab, mit dem er durchs All fliegen und Schurken bekämpfen kann. Robinson wird zum Superhelden Doctor Star und schließt sich der Liberty Squadron an.
Doch nachdem er die Zivilisation eines fernen Planeten vor einem Ungeheuer bewahrt, stellt er bei der Rückkehr fest, dass er 18 Jahre weg war. Seine Frau lebt als verbitterte Alkoholikerin in Armut, sein Sohn zieht in den Vietnamkrieg und will nichts mehr von ihm wissen. Schließlich erkrankt der Sohn auch an Krebs und Robinson versucht, seinen Fehler wiedergutzumachen.
Lemires Doctor Star ist eine Hommage an DCs Superhelden Starman, der bereits 1941 seinen ersten Auftritt hatte, aber auch an den Autor James Robinson, der der Figur in den 90ern ein vielgelobtes Revival verlieh. Mit diesem Spin-off baut der Autor sein Black-Hammer-Universum weiter aus. Nachdem er mit Sherlock Frankenstein einem Schurken mehrere Ausgaben widmete, bis dieser keiner mehr war, führt er hier vor, wie ein Held scheitert, obwohl er heldenhaft handelt.
Wie üblich besteht der Schwerpunkt der Geschichte nicht in der Superhelden-Action, sondern in dem menschlichen Drama, das durch den Heldeneinsatz eine tragische Wendung bekommt. Robinson erzählt seine Geschichte seinem Sohn am Krankenbett und erhofft sich dadurch Vergebung. Lemire schreibt wie gewohnt feinfühlig und macht die Leiden der Figuren nachvollziehbar.
Zeichner Max Fiumara reichert mit seinen detailreichen Illustrationen sowohl die stillen Momenten als auch die Actionsequenzen mit einem Ausdruck an, der dem der Worte in nichts nachsteht.
Damit ist Doctor Star and the Kingdom of Lost Tomorrows ein Comic, das sich zwar gut ins „Hammerverse“ einfügt, aber auch ohne Kenntnis der Hauptserie gut lesbar ist und sogar Lust auf mehr macht. Hier erscheinen die Spin-offs nämlich nicht wie eine Nebensache.
>> Jeff Lemire/Max Fiumara: Doctor Star and the Kingdom of Lost Tomorrows, Dark Horse 2018 (dt. Doctor Star und das Reich der verlorenen Hoffnung, Splitter 2018).
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