Wer einen miesen Start hat, muss nicht gleich das Rennen schmeißen. Roscoe will sich jedenfalls nicht unterkriegen lassen, nur weil er aus dem armen Detroit stammt. Okay, er verdient sein Geld, indem er für einen Dealer Drogen abliefert, aber dafür sammelt er 80 Prozent seiner Einnahmen, um einmal ein eigenes, ehrliches Unternehmen aufzubauen und endlich dem Elend zu entkommen. Dumm nur, dass er dabei im Knast landet. Fünfzehn Jahre. Fünf, wenn’s gut läuft.
Doch dann wirft er eine geheimnisvolle Pille namens MPH ein und plötzlich scheint die Zeit stillzustehen. Denn Roscoe bewegt sich so schnell, dass er mühelos und unbemerkt ausbrechen kann. Zuerst nimmt er Rache an dem Dealer, der ihn verraten hat. Dann raubt er dank MPH mit seinen Freunden ein paar Banken aus und verschafft sichd das Leben, von dem er immer geträumt hat. Zehn Prozent verteilt er an die Armen. Damit haben nicht nur die Behörden ihre Probleme, auch ein Freund sträubt sich dagegen. Alles wird noch schlimmer, wenn einer der Freunde eine Überdosis nimmt und plötzlich in der Vergangenheit landet …
Das Thema von schnelllaufenden Supermenschen ist seit Flash, Quicksilver und Co. ein alter Hut. Und trotzdem schafft es Mark Millar, das Motiv neu zu beleben, indem er seine Helden zu Gaunern macht, Gauner mit einem sozialen Gewissen. Bei dem Erzähltempo, das Millar hier wie üblich hinlegt, kommt der sozialkritische Aspekt etwas zu kurz. Es wird mehr darüber gesprochen, als dass die Probleme in Detroit greifbar werden. Und auch die Charaktere könnten ausgereifter und damit interessanter sein. Wie so oft bei Millar sind sie zwar lebensnah, aber bleiben austauschbar.
So hetzt Millar durch eine zwar wohlkonstruierte und dynamisch gezeichnete Geschichte, die sich zwar flüssig lesen lässt und am Ende ebenso überrascht wie befriedigt, aber nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.
>> Mark Millar/Duncan Fegredo: MPH, Image Comics 2015 (dt. MPH – Schnelle Pillen, Panini 2016).