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Spuren auf Weiß

Was Comics können (Teil 7): Blankets von Craig Thompson
Carlsen

Carlsen

Craig Thompsons Blankets erzählt die Bildungsgeschichte eines Künstlers anhand von Decken. Gelungen ist ihm damit ein vielschichtiges Comic über das Erwachsenwerden, die Zwänge der Religion, die befreiende Kraft der Liebe und die Möglichkeiten der Kunst. Ein Interpretationsversuch.

Blankets – ein seltsamer Titel. In diesem Comic geht es fast 600 Seiten lang um Familie, Kindheit und eine Brüderbeziehung, Adoleszenz und Teenagerliebe, um Religion und Selbstfindung. Und dem Autor und Zeichner Craig Thompson fällt nichts besseres ein, als Blankets auf den Buchdeckel zu schreiben. Doch beim Lesen des Comics wird nicht nur der Sinn des Titels klar, der Titel eröffnet auch dem Buch einen tieferen Sinn. Das ist wohl auch der Grund dafür, warum der Comic im Deutschen nicht „Decken“ heißt. Denn in Blankets steckt nicht nur die Adjektive flach oder leer, sondern auch das französische Wort blanc, weiß. Und das wiederum verweist auf die Motive des Comics. Aber eins der Reihe nach, fangen wir zuerst mit der wörtlichen Bedeutung an.

Es gibt zunächst zwei Decken in diesem Buch: Die eine ist die, die sich die Brüder Craig und Phil in ihrem gemeinsamen Kinderbett teilen. Genau genommen sind es mehrere Decken, vor allem wenn der lange und strenge Winter in Wisconsin einbricht und das schlecht isolierte Haus die Kinder nachts frieren lässt. Die Kinder zanken sich um die Decken, gehen einander auf die Nerven, doch als sie irgendwann getrennt schlafen dürfen, kriechen sie wieder zueinander ins Bett. Nicht nur weil es wärmer ist. Das Bett ist auch immer für Spiele gut, man kann so tun, als wäre es ein Boot und die Decke das Wasser – oder man macht daraus eine Höhle, in der man sich vor dem imaginären Regen verkriechen kann.

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Frankfurter Fragmente #1: Geschwisterlichkeit

Titanic-Aktion bei Anti-Fragida-Demo in Frankfurt (Foto: Lukas Gedziorowski)

Aktion von Die PARTEI bei der Anti-Fragida-Demo in Frankfurt (Foto: Lukas Gedziorowski)

Am 26. Januar soll in Frankfurt am Main eine große Kundgebung stattfinden. Das Ziel ist ehrenwert: Es geht darum, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Islamophobie usw. einzutreten, also eine Art Anti-Pegida oder in diesem Fall Anti-Fragida zu veranstalten. (Auch wenn die bislang rudimentäre Fragida-Gruppe nach einem großen Protest schmollend aufgegeben hat.) Das Motto der Kundgebung: Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit“. – Wie bitte? Moment mal, was ist mit der guten alten Brüderlichkeit geworden, der dritten französischen Kardinalstugend seit der großen Revolution? Die ist abgeschafft. Denn für eine integrative (oder gar inklusive) Demo ziemt es sich offenbar nicht, in den Verdacht zu geraten, Schwestern auszuschließen. Das verträgt sich nicht mit dem Gleichheitsgedanken. Also sollen wir jetzt alle Geschwister sein.

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Reach out and touch faith

Der Sampler der Woche: Personal Jesus
The Leftovers (HBO)

The Leftovers (HBO)

Zu Weihnachten bieten wir euch dieses Mal nur einen Song, aber den in mehreren Variationen: Personal Jesus. Selbst Johnny Cash konnte dem Depeche Mode-Hit etwas abgewinnen und hat sogar die beste Version abgeliefert. Andere haben das Ding verjazzt und gerockt. Mal eine etwas andere Meditation über das Wesen von Heiligabend.

 

Berliner Fragmente #12: Kreuz

Kreuze in Schöneberg (Foto: Lukas Gedziorowski)

Kreuze in Schöneberg (Foto: Lukas Gedziorowski)

Ein Wort zum Sonntag.

Einer der größten Irrtümer des Christentums ist, am Kreuz hängengeblieben zu sein. Dabei sollte es eigentlich um die Überwindung des Kreuzes gehen. Also nicht um Tod, sondern um Auferstehung. Zu Ende gedacht hieße es, das dass Christentum sich selbst überwinden müsste. Stattdessen löst es sich nur von selbst auf. Das Ergebnis ist das selbe. Nur ist der beschrittene Weg länger und führt an dieser Erkenntnis vorbei. Damit bleibt leider die Möglichkeit offen, zurückzukehren und den gleichen Fehler erneut zu begehen.