david fincher

Reboot der Gesellschaft

Fscociety: Werbung für Mr. Robot (Foto: Lukas Gedziorowski)

Fscociety: Werbung für Mr. Robot (Foto: Lukas Gedziorowski)

Wer immer noch glaubt, das Internet bedeute Freiheit, sollte sich die Serie Mr. Robot ansehen.

Es gibt zwei Filme, erschienen kurz vor der Millenniumswende, die sollte man niemals direkt hintereinander schauen – das wäre so gefährlich, wie Benzin und gefrorenes Orangensaftkonzentrat zusammenzubringen: Matrix und Fight Club. Sonst könnte man danach revolutionäre Tendenzen entwickeln. Denn die Filme sind Geschwister im Geiste: In beiden geht es um ein System der Kontrolle, das es zu überwinden gilt. In Matrix die totale Überwachung innerhalb einer künstlichen Welt, die einem Realität vorgaukelt, um einen auszubeuten. In David Finchers Fight Club ist das System der Kapitalismus, der einen mit Werbung einlullt, falsche Träume erschafft und Bedürfnisse weckt, die nicht zu befriedigen sind.

Die Serie Mr. Robot handelt nicht nur von denselben Themen, sondern bringt die Motive beider Filme zusammen: Ein Hackerdrama, der Fall aus dem tristen Büroalltag in den Kaninchenbau des düsteren Wunderlands, der Kampf gegen einen bösen Konzern, der frei heraus einfach „Evil Corp“ heißt, und das Ziel der Weltrevolution, die die Befreiung der Menschen von der Knechtschaft der Schulden bedeutet. Matrix und Fight Club in einem? Das klingt nach einer billigen Gleichung, ergibt aber tatsächlich rund zehn Stunden beste Unterhaltung.

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Frau aus dem Haus

Gone Girl

Jetzt ist sie weg – weg! Und ich bin wieder allein, allein …

David Finchers neuester Streich, Gone Girl, ist mal wieder super-clever geraten: Kommt daher wie ein Krimi, dann wie ein Thriller, ist aber nichts als ein hochaufgeladenes Drama über die Ehe – und zugleich eine Abrechnung mit ihr. Paare sollten ihn sich nicht in einer Reihe mit Zeiten des Aufruhrs ansehen.

Kaum war der Film aus und das Kinopublikum strömte während des Abspanns auf den Ausgang zu, da war schon der erste Zank zu hören: „Ich habe ja gar nicht gesagt, dass der Film schlecht war!“, blafft eine junge Frau ihren männlichen Begleiter an. Ich habe nicht mehr gehört, wie das Gespräch weiterging, aber die Stimmung war ziemlich aufgeheizt. Ich dachte an irgendeinen Fall gestörter Kommunikation, ein banales Missverständnis, das vielleicht zu einem Streit, vielleicht zu einem versauten Abend führen würde. Und so unnötig es erschien, so verständlich war es auch. Denn dieser Film, Gone Girl, wühlt auf, hinterlässt Spuren, wenn nicht gar Narben. Paare sind besonders gefährdet.

Denn er hat eine Wirkung wie sie zuvor nur Filme wie Zeiten des Aufruhrs oder Bücher wie Goethes Wahlverwandtschaften hatten. Gone Girl konstruiert vielleicht einen Extremfall, aber erschüttert zugleich auch das Konzept der Ehe so sehr, dass man seine Zweifel daran bekommen könnte, ob Männer und Frauen (oder die gleichgeschlechtlichen Äquivalente) überhaupt zusammenpassen – oder ob sie sich nur zusammenraufen. Ehe ist hier Arbeit, harte Arbeit, so hart, dass man sich fragen kann, ob sie die Mühe wert ist usw.

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Pedant des Abseitigen

Die Liste der Woche: Die Filme von David Fincher.

Fight Club

Er gilt als Perfektionist – und tatsächlich ist ihm bisher noch kein Film misslungen. David Fincher ist einer der talentiertesten Filmemacher Hollywoods. Sein Ruf ist auf Filmen begründet, die meistens von den Härten des Lebens geprägt sind: Zynische Außenseiter und durchtriebene Arschlöcher müssen sich in einer abgefuckten Gesellschaft durchsetzen. Fincher fängt diese Atmosphäre in herrlich düsteren Bildern ein und hat ein ausgeprägtes Gespür für Dynamik. Die Filme dürften gut bekannt sein, daher haben wir uns bei unserer Bestenliste nur auf ein paar Kommentare beschränkt.

  1. Fight Club
  2. The Social Network
  3. Sieben
  4. The Game
  5. Panic Room
  6. Alien 3
  7. Der seltsame Fall des Benjamin Button
  8. Zodiac
  9. Verblendung

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Vom Klempner zum Präsidenten

House of Cards

Na, geht doch! Sat.1 mausert sich: Nachdem der Sender in diesem Jahr damit begonnen hat, die politische Serie Homeland auszustrahlen, ist jetzt ein weitere dran: House of Cards. In dem Emmy-preisgekrönten Werk spielt Kevin Spacey einen Kongressabgeordneten, der virtuos das Spiel der Politik betreibt, um ganz nach oben zu kommen. Das ist eine Drecksarbeit, aber sauber inszeniert.

Bei vielen guten Werken ist alles schon am Anfang gesagt. In der Serie House of Cards sind es die ersten drei Minuten und 15 Sekunden, die reichen, um zu verstehen, wo der Hund begraben ist. Buchstäblich. Es beginnt mit einem Unfall. Fahrerflucht. Ein Hund liegt im Sterben. Ein Mann kommt aus dem Haus, sieht die Szene, kniet sich vor das leidende Tier. „Es gibt zwei Arten von Schmerz“, sagt er in die Kamera. „Den Schmerz, der einen stärkt und sinnlosen Schmerz. Der Schmerz, der nur Leid mit sich bringt. Ich bin nicht geduldig, wenn etwas sinnlos ist.“ Dann bringt der Mann den Hund eigenhändig um. „Momente wie diese erfordern jemanden, der handelt, der das Unangenehme übernimmt, das Notwendige. – So kein Schmerz mehr“, sagt er trocken nachdem das letzte Jaulen und Winseln vorbei ist.

Der Mann, Frank Underwood, Fraktionsvorsitzender der Demokraten im US-Kongress, ist offenbar so ein Typ. Ein Mann fürs Grobe, die Drecksarbeit, er halte, wie er sagt, die „Dinge am Laufen“: „Mein Job ist, die Rohre durchzublasen, damit die Scheiße abfließen kann“, gesteht er den Zuschauern. „Aber ich muss nicht mehr lang den Klempner spielen. Ich hab auf das richtige Pferd gesetzt und gewonnen.“ Dieses Pferd ist der neue US-Präsident, an den sich Underwood früh „drangehängt“ und sich „unersetzlich gemacht“ hat. „Ob ich ihn mag? Nein. Ob ich an ihn glaube? Das ist unerheblich.“ Denn der Politiker hat eigene Pläne.

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