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Warum der Comic Suiciders von Lee Bermejo ein Hingucker ist.
Nach einem großen Erdbeben ist Los Angeles alles andere als die Stadt der Engel. Die Stadt ist abgespalten vom Rest der USA und auch in sich gespalten: Auf der einen Seite der Mauer liegt New Angeles, wo kaum jemand ohne Schönheitschirurgie, Implantate oder Prothesen lebt. Zur Belustigung der Massen dient nicht mehr die Traumfabrik Hollywood, sondern das brutale Gladiatorenspiel der sogenannten Suiciders. Auf der anderen Seite liegt Lost Angeles, ein trostloser Ort, vom dem immer wieder Menschen in den besseren Teil der Stadt zu fliehen versuchen. Wer erwischt wird, wird sofort von Grenzern mit Maschinengewehrkugeln zerfetzt.
Die Zukunft bietet keinen Fortschritt, sondern einen Rückfall zu antiker Rohheit und spätrömischer Dekadenz. Doch wie üblich erzählt auch diese Dystopien nicht von der Zukunft, sondern hält der Gegenwart den Spiegel vor. Die Comic-Serie Suiciders handelt vom Kampf ums Überleben in einer Zweiklassengesellschaft und Unterhaltung auf Kosten der moralischen Abstumpfung, vom Selbstoptimierungswahn einerseits und von der Verzweiflung, der blanken Not zu entkommen. Damit ist der Band auch ein Beitrag zur aktuellen Flüchtlingskrise (wenn auch in den USA eher die Zuwanderung über den Tortilla Curtain das naheliegendere Thema ist).