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Irrfahrt durch die Wüste ins Nichts

AMC

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Es gibt Serien, die setzen Maßstäbe fürs Enden. Es gibt das Sopranos-Ende, das vielleicht brutalste Ende aller Zeiten, es gibt das Lost-Ende, das dem Zuschauer Harmonie vorgaukelt, aber seine Neugier unbefriedigt zurücklässt, es gibt das Breaking Bad-Ende, an dem (für die Charaktere) nichts wirklich gut ist, aber trotzdem storytechnisch alles rund läuft. Wie Mad Men endet, schien wiederum nicht so wichtig. Die Serie lebte nie von Cliffhangern oder einer groß angelegten Handlung, wichtig waren bloß die Charaktere. Die größte Frage, die sich stellte, war, ob Don Draper sein Glück findet oder nicht. Doch wie schon zuvor war nicht entscheidend, was passierte, sondern wie.

ACHTUNG SPOILER!!!

Nun, da ist es, das letzte Bild: Don Draper meditiert an der Küste Kaliforniens inmitten einer Hippie-Gruppe, brummt sein Om und lächelt. Doch ist es nur ein trügerisches Werbeglück, wie es die folgende Coca-Cola-Werbung suggeriert? Oder hat Don etwa die Erleuchtung in Form einer Werbeidee? Und sollte Don mit sich im Reinen sein: Was veranlasst ihn zu diesem Glück? Denn wenig deutet darauf hin, was eine Wende zum Guten verheißt. Die letzten sieben Folgen wirken wie eine Irrfahrt ins Nichts. Und für den Zuschauer ist es kein Genuss, sie mitzuverfolgen.

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Soundtrack unserer Serienhelden

Der Sampler der Woche: Songs aus Serien
AMC

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Wer weiß, aus welchen TV-Serien all diese Songs stammen, schaut eindeutig zu viel 😉

Warum Werbung Kunst sein kann

Aus dem Vorspann von Mad Men

Aus dem Vorspann von Mad Men

Der Schauspieler Tom Schilling behauptet in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (vom 28.9.2014), dass Werbung keine Kunst sei. Ich widerspreche.

Lieber Herr Schilling,

es hat mich gefreut, in der heutigen FAS zu lesen, dass wir etwas gemeinsam haben: Offenbar haben Sie auch die Serie Mad Men gesehen. Leider schreiben Sie nichts darüber, wie sie Ihnen gefällt, stattdessen wird deutlich, dass sie bei Ihnen offenbar keine Sympathie oder wenigstens eine Art von Verständnis für die Werbebranche geweckt hat. Muss auch nicht sein. Mad Men funktioniert auch als reines Drama, als Gesellschaftspanorama der 60er Jahre in den USA oder als Abrechnung mit der Welt des Schönen Scheins, für die die Werbung nur ein Beispiel ist.

Wahrscheinlich würden Sie mir in letzterem zustimmen. „Werbung ist keine Kunst„, schreiben Sie in der FAS, Werbung imitiere und zitiere lediglich die Kunst, um Produkte zu verkaufen. Ja, sie karikiere und klischiere die Welt, sie korrumpiere und sediere den Geist. „Nichts von dem ist bedeutend!“, rufen Sie den Werbern und ihren Auftraggebern zu.

Im Gegenzug behaupten Sie von der wahren Kunst, wie etwa den „guten Filmen“, dass sie es vermögen, die „Welt zu verändern, den Horizont der Menschen zu erweitern, den Geist zu wecken“. Sie, Herr Schilling, benutzen in diesem Zusammenhang sogar Wörter wie „Integrität“ und „Wahrhaftigkeit“. Und die Werbung bediene sich nur am „Reinen, Echten, Poetischen, Subversiven und Rebellischen“.

Für beide Behauptungen regt sich bei mir Widerspruch.

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Die Schule des ersten Eindrucks

Don Draper: "It's Toasted"

Don Draper: „It’s Toasted“

In den USA beginnt am 13. April die siebte und letzte Staffel der AMC-Serie Mad Men. Sieben Folgen laufen in diesem, sieben im nächsten Jahr. Schon schwärmen die Fans vom Stil der späten 60er Jahre, von den großartigen Kostümen und der liebevollen Ausstattung. Doch wir freuen uns am meisten auf den kreativen Aspekt, den Genuss, Ideen bei der Entstehung zuzusehen und dabei den kritischen Blick zu schärfen. Ein Hohelied auf den Lehrmeister Don Draper.

Obwohl ich nicht rauche, hängt mein Herz an Lucky Strike, genauer gesagt: an der Werbung. Denn seit über 20 Jahren sieht die Kampagne gleich aus: Grauer Hintergund und eine Kippenpackung, manchmal auch mehrere, vielleicht noch die ein oder andere Zigarette dabei, aber vor allem immer ein flotter Spruch dazu, meistens ein Kalauer – aber der ist witzig. Die Werbung ist gut, weil sie so lakonisch ist – „Lucky Strike – Sonst nichts“. Doch seit der ersten Folge der Serie Mad Men, ist mir erst die Genialität hinter dem Spruch auf der Packung aufgegangen: „It’s toasted“. Der Held der Serie, Don Draper, Kreativchef einer Werbeagentur, hat kurz vor der Präsentation einer Kippenkampagne immer noch keine Ahnung, wie man das Tabu-Thema Gesundheit umgehen kann. Da überkommt ihn im Meeting mit den Leuten der Zigarettenfirma die Erleuchtung: Wir dürfen zwar nicht über Gesundheit sprechen, aber wir können über alles andere reden – wir können ALLES SAGEN. Die Feststellung, dass der Tabak geröstet/getoastet ist, mag auf den ersten Blick banal erscheinen, doch sie ist eine wahre Aussage, und allein dass man sie trifft, zählt als Werbestatement.

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Schlechtes Timing bei Arte und ZDF

Endlich ist es soweit: Ab Freitag, 6. Dezember,  zeigt der Sender Arte die fünfte Staffel der Serie Breaking Bad. Von 21:45 bis 23:15 Uhr sind die ersten beiden Folgen zu sehen. Na gut, die meisten dürften sie schon gesehen haben – im Original, mit Untertiteln, im Stream, im Pay-TV, auf DVD oder Blu-ray. Aber gut: Immerhin nimmt sich ein öffentlich-rechtlicher Sender der besten Serie der Welt an. Nun also die erste Hälfte der letzten Staffel – besser spät als nie. Und besonders empfehlenswert ist am Freitagabend auch der Dokumentarfilm, der im Anschluss läuft: Christoph Drehers Dokumentation über die Macher US-amerikanischer Autorenserien, wie Tom Fontana (Oz), David Simon (The Wire, Tremé) und Vince Gilligan (Breaking Bad). Der Film wurde bereits bei der B3 Biennale des bewegten Bildes vorgeführt.

Ebenso erfreulich ist, dass auch das ZDF eine Autorenserie aus dem Hause AMC zeigt: Mad Men. Nachdem sie jahrelang nur im Digitalkanal zdf_neo zu sehen war, ist sie vor einigen Wochen beim Stammsender gelandet (zdf_neo ist nur noch das Abstellgleis für die Wiederholungen). Zwar nicht gerade zur besten Sendezeit, denn da laufen ja schon die eigenproduzierten Krimis, sondern um 23.30 Uhr. Aber auch hier gilt: Besser spät als nie. Wer also nach der ganzen Aufregung um Walter White etwas zum runterkommen braucht, kann sich im Anschluss in die Schnaps-und-Zigaretten-Welt von Don Draper begeben. Leider kollidiert die Sendezeit am Freitagabend mit der der Arte-Doku. Man wird sich entscheiden müssen. Und auch in der Woche darauf: Da zeigt Arte drei Folgen Breaking Bad hintereinander, sodass die letzte davon sich mit Mad Men im Zweiten überschneidet.

Das ist nicht nur ein starkes Ungleichgewicht (drei Folgen gegen eine) sondern vor allem schlechtes Timing. Nun gut, kann man sagen, nicht jeder will beides schauen. Aber die Gelegenheit dazu sollte man den Zuschauern wenigstens geben, wenn man sie schon zur Abwechslung mit einem so tollen Programm verwöhnt. Das hat die Weisen der öffentlich-rechtlichen sicher viel Überwindung gekostet. Wer weiß? Vielleicht schaffen es auch mal Serien wie Boardwalk Empire oder Tremé ins Free-TV. Wenigstens versteckt im Nachtprogramm, wenn wirklich niemand zusieht und niemand ob des plötzlichen Qualitätssprungs im Fernsehen einen Schock bekommt, wie bei den ganzen guten Spielfilmen, sonntags nach Mitternacht im Ersten. Das würde dann auch die Mehreinnahmen rechtfertigen, die aus der Rundfunk-Zwangsabgabe resultieren.