Ja, das Leben ist so eine Sache. Geht immer weiter und so. Normalerweise würde ich so etwas nicht schreiben. Aber solche Gemeinplätze sind Keith Richards zu verzeihen. Zum einen wegen der Altersweisheit, die in solchen Sätzen steckt, zum anderen weil es bei ihm bemerkenswert ist, dass er sie noch sprechen kann. Denn der langjährige Heroin-Junkie war schon ein paarmal kurz vorm Ende. Und obwohl er das Rauchen und Trinken immer noch nicht lassen kann, hat er es irgendwie bis 71 geschafft.
Und wie das eben so ist, wenn man nur eines gelernt hat, aber das richtig gut, macht man eben weiter damit – was soll man auch sonst tun? Das letzte Rolling Stones-Album ist schon eine Weile her, an das letzte gute kann man sich schon kaum noch erinnern (muss wohl in den 70ern gewesen sein). Also macht Richards wieder solo – erstmals seit 1992. Crosseyed Heart heißt die neue Platte, aber sie klingt, als wäre ihr Sound irgendwann in den 80ern oder 90ern stehengeblieben. Abgesehen vom akustischen Opener, in dem er sich vor seinen Blues-Vorbildern wie Robert Johnson verneigt, ist da nichts, was man mehr als einmal hören müsste, wenn er sich mit seiner rauchigen Stimme und zu viel Hall-Effekt durch Altrockerstangenware ackert. Mit seinen Ausflügen in Richtung Country und Reggae ist das Album auch etwas wie ein Rückblick auf sein Musikerleben. Eine Art Soundtrack zu seiner 2010 erschienenen Autobiografie Life.