Die Touristen aus Fernost haben eine neue Waffe. So neu ist sie vielleicht nicht, aber in Frankfurt sieht man neuerdings keine Reisegruppe mehr ohne. Es ist ein Stock mit Greifzange, aber die Touristen lesen damit keinen Müll auf, sondern befestigen daran ihr Allerwertvollstes, ihre Smartphones, um damit Fotos von sich selbst zu schießen. Wo dem normalen Smartphone-User eine Armlänge reicht, um sich gekonnt in Szene zu setzen, erweitern andere damit den Blickwinkel ihrer Kameras – jedenfalls scheinbar. Denn Hauptsache ist immer noch, dass man selbst auf dem Foto ist. Und nicht nur bei Asiaten ist der sogenannte Selfie-Stick beliebt, mittlerweile gibt es ihn auch hier zu kaufen und auch immer mehr Einheimische gehen nicht mehr ohne Stange aus dem Haus, wenn sie Selbstporträts anfertigen.
Das Time Magazine zählt den Selfie-Stick zu den 25 besten Erfindungen des vergangenen Jahres – zusammen mit dem 3D-Drucker und dem Reaktor für die Kalte Fusion. Allerdings ohne zu erklären, warum. Und so bleibt dieses Hilfsmittel ein Rätsel, vor allem aber die Nutzer. Wenn man diese bestockten Selfisten sieht, überkommt den außenstehenden Beobachter das Befremden, dann die Fremdscham und schließlich die gar nicht so fremde Abscheu. Man fragt sich: Haben diese Menschen denn gar keine Würde?