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Soundtrack unserer Serienhelden

Der Sampler der Woche: Songs aus Serien
AMC

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Wer weiß, aus welchen TV-Serien all diese Songs stammen, schaut eindeutig zu viel 😉

Wiederaufbau mit Musik

The Treme Brass Band (Foto: HBO)

The Treme Brass Band (Foto: HBO)

Wer The Wire mochte, sollte sich Treme ansehen. Die Macher der gelobten Baltimore-Serie zeigen das Leben der Menschen in New Orleans nach dem Hurrikan Katrina. Im Mittelpunkt steht die alles verbindende, großartige und vielfältige Musik der Stadt. Schwer, sich danach nicht in New Orleans zu verlieben. Doch die HBO-Serie ist etwas für sehr geduldige Zuschauer.

„New Orleans ist eine postapokalyptische Stadt, es gibt objektiv keinen guten Grund dort zu leben“, hat der Autor David Simon im Januar 2013 Spiegel Online gesagt. „Die Kultur ist das Einzige, was die Stadt am Leben hält. Die Kultur ist die Währung von New Orleans.“ Darum geht es in der Serie Treme, die von 2010-2013 auf dem US-Kabelsender HBO gelaufen ist. David Simon, der bereits für The Wire verantwortlich war, hat sie mit seinem Autorenkollegen Eric Overmyer geschaffen. Wie es bei The Wire um das Porträt der Stadt Baltimore ging, so geht es in Treme um die Gesellschaft von New Orleans. Die Serie ist ein Ensemble-Drama, das kurz nach der Zerstörung durch den Hurrikan Katrina im Jahr 2005 spielt. Und für The Wire-Fans gibt es ein Wiedersehen mit bekannten Gesichtern wie Wendell Pierce („Bunk Moreland“) und Clarke Peters („Lester Freamon“).

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„We don’t make vanilla ice cream“

Mari Kornhauser und Christoph Dreher. (Foto: Gedziorowski)

Nach der Vorführung: Tremé-Koautorin Mari Kornhauser und Filmemacher Christoph Dreher im Gespräch. (Foto: Gedziorowski)

Der Filmemacher Christoph Dreher hat eine Dokumentation über „US-Serien und ihre Macher“ gedreht: „It’s more than TV“, heißt der Film, in dem Dreher mit den Leuten hinter Oz, The Wire, Tremé und Breaking Bad spricht. Am Samstag wurde die Doku bei der B3 Biennale des bewegten Bildes in Frankfurt erstmals gezeigt. Im Dezember soll sie bei Arte laufen.

Warum nicht einfach mal den Protagonisten in der Pilotfolge töten? So geschehen in der Gefängnis-Serie Oz. „Das hat die Leute umgehauen“, sagt Showrunner Tom Fontana. „Das wurde nie zuvor gemacht.“ Im Jahr 1997 entsprach das der Philosphie des Senders: „It’s Not TV. It’s HBO“. Und mit Oz begann eine neue Ära, die man heute „Golden Age“ oder einfach „US Quality TV“ nennt. Es folgten The Wire und Tremé, später kamen andere Sender wie AMC mit Breaking Bad.

Weil diese Serien vor allem von ihren Autoren geprägt werden, nennt Filmemacher Christoph Dreher sie „Autorenserien“. Immer mehr Sender wagten dieses „radikale Erzählfernsehen“, das vom „Mut der Macher“ getrieben sei, „keine Kompromisse einzugehen“. In seiner Dokumentation spricht er mit den Schöpfern der genannten Serien über ihre Arbeit. Der erste ist Tom Fontana, der auch schon an der NBC-Polizeiserie Homicide mitgewirkt hat, einer Art Vorgänger zu The Wire, da sie auf einem Buch von David Simon basiert. Von 1997 bis 2003 war Fontana für Oz verantwortlich. Die Serie wurde in Deutschland bisher nicht ausgestrahlt (das soll laut Wikipedia im Herbst 2013 auf Sky nachgeholt werden). Die in der Doku gezeigten Ausschnitte machen deutlich, dass dies keine gewöhnliche Gefängnisserie ist.

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„Serien sind nicht mein Ding“

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Auf dem Podium (von links): Julika Griem, Eva Geulen und Heinz Drügh. (Foto: Gedziorowski)

Drei Literaturprofessoren der Goethe-Universität sprachen am Mittwoch im Museum für Moderne Kunst Frankfurt (MMK) darüber, warum sich Philologen für TV-Serien interessieren. Eine Podiumsdiskussion des Exzellenzclusters Normative Ordnungen im Rahmen der B3 Biennale des bewegten Bildes. 

„Nicht Serien, sondern Texte sind mein Ding“, gestand Literaturwissenschaftlerin Eva Geulen zu Beginn der Diskussion am Mittwochabend im MMK. Damit zeigte sie bereits das Dilemma: Wenn Philologen über TV-Serien forschen, kommen die Literaturwissenschaftler in Erklärungsnöte. Darum fragen sich wohl immer noch so viele von ihnen, warum sie sich so sehr von dem neuen Serienhype einnehmen lassen. Ständig ist in diesem Zusammenhang von „(US) Quality-TV“ die Rede, von den Serien als den „(Gesellschafts)Romanen des 21. Jahrhunderts“, von Erzähltraditionen wie dem Realismus und dem Fortsetzungsroman, die als Vorbilder für die neuen Formate gelten.

So kamen auch die drei Philologen auf dem Podium – Heinz Drügh, Eva Geulen und Julika Griem – nicht umhin, diese Schlagwörter einzuwerfen. Geulen stellte zu Beginn fest, dass sich der Gegenstandsbereich der Literaturwissenschaftler seit Jahren vergrößert habe. Bei Serien habe man ein gutes Gewissen, weil sie nicht nur qualitativ hochwertig, reflexiv und komplex seien, sondern wegen ihrer Popularität auch aktuell und damit relevant. Geulen nannte dies die Vereinbarkeit von „Qualität und Popularität“.

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Der Draht zu Amerika

„Homeland ist überall“, sagt Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen. In ihrem Vortrag über die „grenzenlose Begeisterung für US Quality TV“ am Samstagvormittag im Schauspiel Frankfurt sprach sie darüber, was die Faszination über Fernsehserien wie The Wire und Homeland ausmacht. Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe Römerberggespräche.

Der Dickens’sche Aspekt. Das ist der Euphemismus dafür, wenn eine Zeitung mal wieder einen Schmachtfetzen raushaut. Man kennt das: Betroffenheitsgeschichten vom Rande der Gesellschaft. Die Armen und Ärmsten, die Obdachlosen, Junkies und andere Außenseiter. Reportagen aus der Gosse haben die Leser gern. Denn dann ist das Big Drama garantiert. So passiert es auch in der fünften Staffel der TV-Serien The Wire (Ep. 5.06; wer zu den letzten Menschen gehört, der die Serie nicht kennt, muss das jetzt nachholen). Damit ironisieren die Autoren um den Schöpfer David Simon aber ihr eigenes Verfahren: Auch sie bewegen sich mit ihrer multiperspektivischen Erzählung in der europäischen Tradition des Gesellschaftsromans des 19. Jahrhunderts. Vorbilder sind Balzac oder eben Charles Dickens.

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