Tobi Dahmen

Die Tristesse des Hedonismus

Carlsen

Carlsen

Wenn Nostalgiker meinen, dass früher alles besser gewesen sei, dann meinen sie meistens die 60er Jahre. Als die Popmusik ihre Blüte erreichte. Der Comic-Künstler Tobi Dahmen erzählt in seinem Fahrradmod von seiner Jugend in den 80ern und 90ern, als er im Kaff Wesel einer 60’s-Revival-Jugendbewegung verfiel: den Mods, kurz für Modernists, die im England der 60er Anzüge trugen, Roller fuhren und Bands wie The Who hörten. Zu Dahmens Zeit war gerade die zweite Mod-Welle im Gang, gestartet durch den Film zu The Who’s Quadrophenia. Man traf sich zu Scooterruns, Allnightern und Weekendern und zelebrierte eine Zeit, die längst vorüber war.

Auf 460 Seiten breitet Dahmen aus, wie er sich von der Musik anstecken ließ (Rock, Soul, Ska), Party machte und versuchte, mit seiner Kleidung ein echter Mod zu sein – denn das war offenbar keine einfache Sache. Da wir sonst nicht viel über den Protagonisten erfahren, erscheint dieses verkrampfte Anpassen wie nichts weiter als dumpfes Mitläufertum. Und dann kommen die Partys: Sobald der Held alt genug ist, tingelt er mit seinen Freunden durch Deutschland und Europa, um an Szenetreffen teilzunehmen, sich die Seele aus dem Leib zu tanzen, zu saufen und zu kotzen. So geht das die meiste Zeit. Hätten die Protagonisten nicht so viel Spaß bei der Sache, könnte man meinen, man befinde sich in einem Roman von Bret Easton Ellis. Aber leider springt der Funke beim Lesen nicht über.

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