Was Comics können (Teil 3): Ein Vertrag mit Gott von Will Eisner
Kein Comic-Kanon kommt ohne den großen Will Eisner aus. Er ist so etwas wie der Godfather der modernen Bilderzählung: so originell sind seine Geschichten, so ausdrucksstark seine Zeichnungen, so geschickt seine Seitenarchitektur, dass seine Trilogie Ein Vertrag mit Gott zurecht als Klassiker gilt.
Ein Mietshaus sei wie ein Passagierschiff, das in einem Meer aus Beton vor Anker liege, heißt es in Ein Vertrag mit Gott. Das Panel, in dem das steht, zeigt einen Keller, gerahmt ist das Bild von einer Backsteinmauer. Wenn das Panel also einem Raum entspricht, dann gleicht ein Mietshaus auch einem Comic. Der Querschnitt durch ein Haus ergäbe eine Architektur aus Panels und in jedem trüge sich eine Geschichte zu.
Ungefähr so ist auch Ein Vertrag mit Gott aufgebaut. Will Eisner erzählt Mietshausgeschichten in Comicform. Er ist selbst in der Bronx aufgewachsen, hat viel erlebt, was er nacherzählen kann, und kennt das Leben dort so gut, dass er auch Stories erfinden kann, die sich dort ereignet haben könnten. Er macht das so gut, dass sein Buch von 1978 zu einem Klassiker geworden ist und mit seinen zwei Fortsetzungen (oder vielmehr Fortschreibungen) als Trilogie erscheint. Und es gilt als Comic, mit dem sich der Begriff „Graphic Novel“ etablierte. Allerdings nannte Eisner sein Werk nur deshalb so, um es großen Verlagen schmackhaft zu machen – allerdings vergeblich. Denn egal wie man sie nannte: Mit Comics war 1978 im Mainstream kein seriöses Buch herauszubringen.