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Nazi-TV

Es vergeht kein Tag ohne. Schaltet man abends den Fernseher ein, kommt man nicht umhin. Mindestens einmal, meistens aber öfter, flimmern diese Schwarz-weiß-Bilder über den Bildschirm, die uns sofort zeigen: Jetzt wird’s historisch! Und es ist nicht einfach nur Geschichte, nicht irgendeine Epoche, über die uns das deutsche Bildungsfernsehen aufzuklären versucht, nein, es ist immer dieselbe: Das Dritte Reich. Man könnte das Gefühl bekommen, es wäre nie untergegangen: So viele Nazis, immer wieder Nazis. Überall Hitler, Hakenkreuz und Holocaust. Wenn nicht bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, dann ganz bestimmt auf N24 oder N-TV. Von wegen, die Deutschen befällt die Geschichtsvergessenheit, im Taumel des weltmeisterlich beförderten Hurra-Patriotismus! Das Fernsehen kommt seinem Auftrag nach, die Deutschen an ihre finsterste Zeit zu erinnern, und sei es nur für den Moment des flüchtigen Durchzappens. Hitler als Schreckgespenst in der Einöde des Abendprogramms, irgendwo zwischen Krimis und Melodramen, Casting-Shows und Doku-Soaps taucht er auf und ruft: „Buh! Äch bin wieder da!“ Offenbar fehlt es nicht an Nachfrage.

Ich frage mich: Wer schaut das alles? Wer erträgt so viel Krieg, Tod und Vernichtung am Stück und in Serie? Ist das noch Bildung oder schon Buße?

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Schlechtes Timing bei Arte und ZDF

Endlich ist es soweit: Ab Freitag, 6. Dezember,  zeigt der Sender Arte die fünfte Staffel der Serie Breaking Bad. Von 21:45 bis 23:15 Uhr sind die ersten beiden Folgen zu sehen. Na gut, die meisten dürften sie schon gesehen haben – im Original, mit Untertiteln, im Stream, im Pay-TV, auf DVD oder Blu-ray. Aber gut: Immerhin nimmt sich ein öffentlich-rechtlicher Sender der besten Serie der Welt an. Nun also die erste Hälfte der letzten Staffel – besser spät als nie. Und besonders empfehlenswert ist am Freitagabend auch der Dokumentarfilm, der im Anschluss läuft: Christoph Drehers Dokumentation über die Macher US-amerikanischer Autorenserien, wie Tom Fontana (Oz), David Simon (The Wire, Tremé) und Vince Gilligan (Breaking Bad). Der Film wurde bereits bei der B3 Biennale des bewegten Bildes vorgeführt.

Ebenso erfreulich ist, dass auch das ZDF eine Autorenserie aus dem Hause AMC zeigt: Mad Men. Nachdem sie jahrelang nur im Digitalkanal zdf_neo zu sehen war, ist sie vor einigen Wochen beim Stammsender gelandet (zdf_neo ist nur noch das Abstellgleis für die Wiederholungen). Zwar nicht gerade zur besten Sendezeit, denn da laufen ja schon die eigenproduzierten Krimis, sondern um 23.30 Uhr. Aber auch hier gilt: Besser spät als nie. Wer also nach der ganzen Aufregung um Walter White etwas zum runterkommen braucht, kann sich im Anschluss in die Schnaps-und-Zigaretten-Welt von Don Draper begeben. Leider kollidiert die Sendezeit am Freitagabend mit der der Arte-Doku. Man wird sich entscheiden müssen. Und auch in der Woche darauf: Da zeigt Arte drei Folgen Breaking Bad hintereinander, sodass die letzte davon sich mit Mad Men im Zweiten überschneidet.

Das ist nicht nur ein starkes Ungleichgewicht (drei Folgen gegen eine) sondern vor allem schlechtes Timing. Nun gut, kann man sagen, nicht jeder will beides schauen. Aber die Gelegenheit dazu sollte man den Zuschauern wenigstens geben, wenn man sie schon zur Abwechslung mit einem so tollen Programm verwöhnt. Das hat die Weisen der öffentlich-rechtlichen sicher viel Überwindung gekostet. Wer weiß? Vielleicht schaffen es auch mal Serien wie Boardwalk Empire oder Tremé ins Free-TV. Wenigstens versteckt im Nachtprogramm, wenn wirklich niemand zusieht und niemand ob des plötzlichen Qualitätssprungs im Fernsehen einen Schock bekommt, wie bei den ganzen guten Spielfilmen, sonntags nach Mitternacht im Ersten. Das würde dann auch die Mehreinnahmen rechtfertigen, die aus der Rundfunk-Zwangsabgabe resultieren.